Hirngerechtes Lernen

Sonntag, 4. Februar 2007

Ein Anschauungsbeispiel

(zu der Veranstaltung "Hirngerechtes Lernen" vom 31.01.07.)

Mit dem im vorherigen Beitrag geschilderten Problem mit der Fragestellung, was eine Stunde eigentlich bringen soll und was die Kinder aus ihr lernen sollen, musste sich in dieser Veranstaltung ein Kommilitone beschäftigen, der als erstes eine seiner Unterrichtsstunden vorstellte, die er in einer vierten Klasse zum gegeben hatte.

"Was würdet ihr machen, wenn ihr einem anderen Menschen in einer weit entfernten Stadt mitteilen wolltet, wie er das hier bauen soll?" Wobei er ein paar zusammengesteckter Legosteine in die Luft hielt.

Das Thema war "Entwürfe" und der Kommilitone führte es unter Zurhilfenahme der eben genannten Eingangsfrage und eines Tafelbildes (siehe Abb.) ein. Daraufhin verteilte es einen Arbeitsbogen, auf dem sich verschiedene Muster für den Bau von kleinen Gebilden mit Duplosteinen befanden.

3-x-3-karres
(Tafelbild zur Einführung des Themas)

Im Laufe der Stunde sollte die Schüler mit ihren eigenen Duplo-Steinen (Duplo ist übrigens eine stark vergößerte Lego-Art, die es schon Kleinkindern ermöglicht, verschieden geformte Steine zu kombinieren und ineinander zu stecken!) diese Muster nachbauen und so die abgebildeten Figuren erhalten.

Obwohl diese Stunde bis hier sehr souverän vorgestellt wurde, begann sich schon die erste negative Kritik zu entwickeln und wurde auch gleich angebracht. Dass in dieser speziellen Klasse mit einer vielzahl lernbehinderter Schüler ein kleinschrittiger Stundenablauf und eine ebensolche Abhandlung des Themas von Nöten war, war sofort geklärt. Dann jedoch kam die Frage, die auch schon im vorherigen Beitrag vorgestellt wurde:

"Was haben die Schüler in dieser Stunde eigentlich gelernt?"

Gut, die erste Antwort aus dem Plenum klang auch plausibel: "Zweidimensionales dreidimensional umsetzen und anders herum!" doch nein! Sie haben als einzig verwertbare Fähigkeit und verwertbares Wissen eine Problemlösungsstrategie erlernt, die sie befähigt, die vorgegebenen Muster nachzubilden. Nur: War denn hier ein wirkliches Problem gegeben? Haben die Schüler wirklich etwas lösen müssen oder haben sie nur das Problem gehabt, dass sie machen mussten, was der Lehrer gesagt hat und mussten dieses befolgen? Richtig! Daher lautete der Tipp für die nächsten Stunden des Kommilitonen auch, dass er lieber nicht zu genaue Vorgaben machen sollte, keinen so ausgearbeiteten Plan austeilt.

Mir persönlich fiel in diesem Moment das Spiel "Tangram" ein, bei dem zwar immer noch diverse Muster vorgegeben sind, die nachgebaut werden müssen, aber keinen genauen Lageplan der verschieden geformten und in unterschiedlichen Größen vorhandenen Steine.


Im Anschluss noch etwas in eigener Sache:
Es gab in Bezug zu diesem Kommilitonen noch einen kleinen schmidschen Einwurf: "Erklären sie bitte den Begriff Geschwindigkeit!" Dass Geschwindigkeit Strecke pro Zeit ist, war nicht so schnell klar, wie man es erahnen könnte, aber als ein Student dieser Art von Veranstaltung und bei solchen Fragen - vor allem, wenn sie von Herrn Schmid stammen - vermutet man stets einen Haken und versucht irgendwie zunächst denn Sinn dieser Fragen zu erörtern. Doch hier liegt das Problem: oft ist kein Sinn in diesen Fragen erkennbar. Allerdings weckten sie bei mir im Großen und Ganzen wieder eine kindlichere Denkweise und Strukturen einfachen und direkten Denkens wurden wieder hervorgeholt.

Samstag, 3. Februar 2007

"Was sollen die Schüler bei mir eigentlich genau lernen?"

(zu der Veranstaltung "Hirngerechtes Lernen" vom 31.01.07.)

Eine gute Frage, die sich jeder Lehrer vor seinem Unterricht stellen sollte und auf die er dann auch stets eine gute Antwort parat haben sollte. Alles, was man seinen Schülern antut, muss man mit guten und sinnvollen Argumenten verteidigen können. Wichtig ist auch, dass man die Antwort auf diese Frage wie gesagt vor dem Unterricht hat. Man arbeitet schließlich auch nach einem Lehrplan, in dem steht, was ein Schüler am Ende eines Jahres für Fähígkeiten und Wissen erlernt haben soll.

Also: Erst die Grundlagen einer Stunde wissen, dann sie Stunde selber ausarbeiten. Man kann sich später schließlich nicht seine Stunde anschauen und überlegen: "Ja, was haben die Kinder jetzt eigentlich gelernt?".

Mittwoch, 31. Januar 2007

Über die eigene Überzeugung - oder: was sind eigentlich Hirnviren?

(zu der Veranstaltung "Hirngerechtes Lernen" vom 19.12.06. In dieser Veranstaltung ging es um die Regeln 17 bis 24. Die Regeln selber können auf der Homepage von Herrn Schmid nachgelesen werden.

Sicher gilt der Satz, dass man als Lehrer bei Kindern mehr kaputt machen kann, als das, was man ihnen beigringen kann, als grundlegend für die Ansichten, die dieses Seminar ausmachen.

"Information ist im Gehirn etwas ausrichten, oder auf Lebenszeit zerstören" (Wolfgang Schmid)

Klasse fand ich daher das Beispiel von Herrn Schmid, dass Frauen wohl deshalb glauben nicht einparken zu können, weil es ihnen so eingetrichtert wurde aber überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Durch dies Aussage, dass Frauen das nicht könnten, ist einfach eine Hemmschwelle geschaffen worden, die sich in einem Großteil unserer Gesellschaft als Meinung vieler Menschen als scheinbar gegeben und wahr behandelt wird.
Diese Ansicht über das natürliche Verkehrsverhalten unserer emanzipierten besseren Hälften ist ein auf jeden Fall ein Gerücht. Es spricht ja eigentlich nichts dafür, dass es für Frauen schwierigen sein sollte, eine Parklücke mit ihrem Gefährt zu treffen. Wir sind ja alle nur Menschen. Wer also hat dann dieses Gerücht in die Welt gesetzt, das Frauen so oft und so intensiv eindringlich begegnet, dass sie es auch untereinander schon glauben und es nicht mehr in Frage stellen? Richtig: Die Männer. Männer, die meinen, die Frauen durch solche Hypothesen verunsichern zu müssen und vor allem Männer, die keine Ahnung haben und trotzdem der Ansicht sind, dass sie ihr (Un-)Wissen kundtun müssen.

Hier liegt auch der springende Punkt und die Parallele zum Lehrerdasein: Ein Lehrer sollte nur das lehren, was er weiß und wohinter er auch selber steht. Zum einen ist es wohl so, dass die Schüler genau das glauben, was der Lehrer sagt (weil er es irgendwie doch immer begründen kann - durch Zitate, oder Daten usw.) und zum anderen funktioniert der Unterricht nicht, wenn er etwas erzählt, wovon er nicht selber überzeugt ist.

Genau wie sich bei den Frauen diese Sache mit dem Einparken eingebrannt hat, passiert es auch bei den Schülern. Herr Schmid nennt diese "Krankheiten" in den Köpfen der Menschen Hirnviren.

Es gibt von Seiten des Lehrkörpers verschiedene Auslöser solcher Viren im Gehirn der Schüler:
- Herabsetzende Aussagen über die Schüler wie: "Du kannst ja eh nichts". (Emotionale Hirnviren)
- Vermittlung von Inhalten, von denen man selber nicht überzeugt ist. (Affektive Hirnviren)
- Schlechte Körpersprache und ungenügende Rhetorik - z.B. beim sturen Ablesen von Texten und Unsicherheit. (Flektive Hirnviren)
- Vorhaben und Regeln, die man selber nicht einhalten kann und somit ein selbst gegebenes Konzept nicht aufgehen kann (Konzeptive Hirnviren)

Montag, 18. Dezember 2006

Ab wann beginnt Gewalt?

(zu der Veranstaltung "Hirngerechtes Lernen" vom 21.11.06)

Bei der Vorstellung einer gegebenen Sportstunde eines Studenten in dieser Veranstaltung begann eine heiße Diskussion über das Thema, ob die Tätigkeiten der Schüler, die durch die Aufgaben des Lehrkörpers hervorgerufen wurden, pädagogisch sinnvoll oder sogar schädlich waren.

Hier eine kurze Zusammenfassung der vorgestellten Stunde:
Unterrichtsvorstellung:
• Sportstunde an Grundschule.
• Schüler versuchen sich gegenseitig von einer von zwei Weichbodenmatten zu schieben.
• Wenn ein Schüler von einer Matte gefallen ist läuft er einmal um die komplette Konstruktion mit Hütchen an den Ecken und geht auf die zweite der zwei Matten.
• Dies geschieht immer wieder mit den beiden Matten im Wechsel.

turnen(Pylonen sind hier durch gelbe und ein rotes Dreieck dargestellt. Die Pfeile geben den gedachten Weg der Schüler an)

Ich fand die wirklich scharfe Kritik an dem Komillitonen nicht ganz gerechtfertigt. Er konnte zunächst nicht angeben, auf welche Weise er die Kinder in dieser Stunde angeleitet hatte und welches Verhalten der Schüler er sich vorstellte.

Die Bedenken waren generell natürlich gerechtfertigt, aber wo soll es hinführen, wenn die Kinder sich nirgendwo unter vernünftigen Bedingungen mehr messen können? Wenn sie nicht ihre Kräfte unter Kontrolle bringen und lernen können, sie gezielt und ebenso gemäßigt einzusetzen?
Der beste und geeignetste Ort für Aktionen solcher Art sind doch gepolsterte Umgebungen, in denen sich die Schüler unter Aufsicht befinden und vorher klare Regeln und Ziele festgelegt wurden!

An vielen Schulen (unter anderem an meiner ESP-Schule) gibt es sogenannte "Raufbereiche" in denen sich die Kinder - wie der Name schon sagt - raufen können. Auch hier unter Aufsicht und in geeigneter Umgebung mit weichem Boden. Ich selber habe gemerkt, dass man den Kindern wirklich anmerkt, wenn sie aus der Pause kommen und zuvor eben diesen Raufplatz benutzt hatten.
Auffällige ADHS-Kinder sind - zumindest für eine Schulstunde und das ist schon viel - ausgepowert und zwar etwas müde, aber nicht mehr abgelenkt. Dies trifft ebenso auf die Mitschüler zu, die vorrübergehend nicht tappende Füße und Linealschläge auf die Tischoberfläche durch besonders starke Konzentration kompensieren müssen.

Wie man merkt, bin ich absoluter Befürworter solcher Methoden und finde, dass die Kinder wenigstens in der Schule die Möglichkeit haben sollen, sich auszutoben - wenn sie zuhause schon ihre Zeit still vor bestimmten Elektrogeräten verbringen müssen.

Es ist noch zu sagen, dass zum Ende der Unterrichtsvorstellung auch von Seiten der Professoren die Bedenken widerlegt werden konnten und zumindest die Mehrheit der Studenten dennoch der Meinung war, dass es wohl eine gelungen Stunde gewesen sei.

Philipps Welt

oder: was einem normalen Studenten innerhalb eines halben Jahres so alles durch den Kopf gehen kann!

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