Montag, 18. Dezember 2006

Ab wann beginnt Gewalt?

(zu der Veranstaltung "Hirngerechtes Lernen" vom 21.11.06)

Bei der Vorstellung einer gegebenen Sportstunde eines Studenten in dieser Veranstaltung begann eine heiße Diskussion über das Thema, ob die Tätigkeiten der Schüler, die durch die Aufgaben des Lehrkörpers hervorgerufen wurden, pädagogisch sinnvoll oder sogar schädlich waren.

Hier eine kurze Zusammenfassung der vorgestellten Stunde:
Unterrichtsvorstellung:
• Sportstunde an Grundschule.
• Schüler versuchen sich gegenseitig von einer von zwei Weichbodenmatten zu schieben.
• Wenn ein Schüler von einer Matte gefallen ist läuft er einmal um die komplette Konstruktion mit Hütchen an den Ecken und geht auf die zweite der zwei Matten.
• Dies geschieht immer wieder mit den beiden Matten im Wechsel.

turnen(Pylonen sind hier durch gelbe und ein rotes Dreieck dargestellt. Die Pfeile geben den gedachten Weg der Schüler an)

Ich fand die wirklich scharfe Kritik an dem Komillitonen nicht ganz gerechtfertigt. Er konnte zunächst nicht angeben, auf welche Weise er die Kinder in dieser Stunde angeleitet hatte und welches Verhalten der Schüler er sich vorstellte.

Die Bedenken waren generell natürlich gerechtfertigt, aber wo soll es hinführen, wenn die Kinder sich nirgendwo unter vernünftigen Bedingungen mehr messen können? Wenn sie nicht ihre Kräfte unter Kontrolle bringen und lernen können, sie gezielt und ebenso gemäßigt einzusetzen?
Der beste und geeignetste Ort für Aktionen solcher Art sind doch gepolsterte Umgebungen, in denen sich die Schüler unter Aufsicht befinden und vorher klare Regeln und Ziele festgelegt wurden!

An vielen Schulen (unter anderem an meiner ESP-Schule) gibt es sogenannte "Raufbereiche" in denen sich die Kinder - wie der Name schon sagt - raufen können. Auch hier unter Aufsicht und in geeigneter Umgebung mit weichem Boden. Ich selber habe gemerkt, dass man den Kindern wirklich anmerkt, wenn sie aus der Pause kommen und zuvor eben diesen Raufplatz benutzt hatten.
Auffällige ADHS-Kinder sind - zumindest für eine Schulstunde und das ist schon viel - ausgepowert und zwar etwas müde, aber nicht mehr abgelenkt. Dies trifft ebenso auf die Mitschüler zu, die vorrübergehend nicht tappende Füße und Linealschläge auf die Tischoberfläche durch besonders starke Konzentration kompensieren müssen.

Wie man merkt, bin ich absoluter Befürworter solcher Methoden und finde, dass die Kinder wenigstens in der Schule die Möglichkeit haben sollen, sich auszutoben - wenn sie zuhause schon ihre Zeit still vor bestimmten Elektrogeräten verbringen müssen.

Es ist noch zu sagen, dass zum Ende der Unterrichtsvorstellung auch von Seiten der Professoren die Bedenken widerlegt werden konnten und zumindest die Mehrheit der Studenten dennoch der Meinung war, dass es wohl eine gelungen Stunde gewesen sei.

Philipps Welt

oder: was einem normalen Studenten innerhalb eines halben Jahres so alles durch den Kopf gehen kann!

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